Im März berichtete die Neuß-Grevenbroicher Zeitung über den Unmut von Anwohnern, Radfahrern und Fußgängern, die den Ernteweg nahe Nievenheim nutzen. Das Problem: Die Strecke wird seit längerem verstärkt von LKW befahren, obwohl die Straße von LKW nicht befahren werden darf.
Das Zentrum hatte den Antrag gestellt, mit einer technischen Lösung Abhilfe zu schaffen, um so die teils gefährlichen Verkehrssituationen effektiv zu vermeiden. Wenn die vielen LKW nicht mehr einfahren können, können die gefährlichen Situationen auch gar nicht mehr entstehen.
Unser Vorschlag wurde nun im Planungsausschuss mit den Stimmen von Rot/Grün abgelehnt.
Das Ausgangsproblem
Der schmale Ernteweg nahe Nievenheim bietet eine Abkürzungsmöglichkeit in das Gewerbegebiet Kohnacker. Die Strecke ist zwar für LKW (und PKW mit Ausnahme von Anliegern) gesperrt, wird allerdings zunehmend von diesen befahren. In dem Zeitungsartikel der NGZ wird beschrieben, dass sich die Problematik verschärft habe, seitdem Amazon zusätzliche Parkflächen in dem Gebiet angemietet hat.
Die schweren Fahrzeuge kommen regelmäßig Fußgängern und Radfahrern gefährlich nah. Dies dokumentieren auch die Fotos, die uns zur Verfügung gestellt wurden.
Antrag Abgelehnt
Im Online Ratssystem ist nachzulesen, dass der Antrag im Planungsausschuss nun abgelehnt wurde. Darin heißt es:
Das Problem des Lkw-Schleichverkehrs auf dem Ernteweg ist der Verwaltung bekannt. Aufgrund von neuerlichen Anwohnerbeschwerden hat die Verkehrsbehörde im März 2022 alle in der Umgebung ansässigen Firmen angeschrieben und nochmals über das Durchfahrtverbot des Ernteweges und die bestehende Zufahrt über die Straße Kohnacker informiert. Auch mit der Fa. amazon wurde die Angelegenheit bereits besprochen. Amazon hat zugesagt, die Info mit der Bitte um Beachtung an alle Subunternehmer und auch an die einzelnen Fahrer weiterzugeben.
Es wird vorgeschlagen, den Erfolg dieser Maßnahmen abzuwarten und die Situation weiter zu beobachten. Die Polizei wurde um verstärkte Kontrollen gebeten.
Wir hätten uns konkrete Maßnahmen statt Abwarten gewünscht
Michael Kirbach, Ratsmitglied des Zentrums, drückt nach der Sitzung des Planungsausschusses sein Unverständnis über die Entscheidung aus: „In meinem 25 Jahre andauernden Arbeitsleben ist mir bisher keine Problemstellung begegnet, die mit reiner Beobachtung gelöst werden konnte. Mehr wollte die Verwaltung in der Sache nicht unternehmen“.
Zudem könnte die Polizei sich anderen Aufgaben widmen, wenn eine technische Lösung vor Ort den LKW-Verkehr effektiv unterbinden würde. Das würde auch den Fahrern helfen, deren Navis ggf. eine falsche Route ausgeben, was natürlich keine Entschuldigung für das Ignorieren der Beschilderung ist.
Gefahrenabwehr offenbar nebensächlich
Seitens der Verwaltung wurde im Planungsausschuss keine echte Lösung vorgeschlagen. Nun werden ein paar Schilder mehr aufgestellt, und in einem Jahr schauen wir, was sich verändert hat, denn durch die Ablehnung des Antrags besteht eine zeitliche Sperre für die Wiedervorlage.
In keinem Wort ging die Verwaltung in ihrer Begründung auf die Gefährdung der Schulkinder, Radfahrer und Fußgänger ein. Sieht so etwa die fahrradfreundliche Stadt Dormagen aus?
Blockadehaltung von Rot/Grün?
Keine 100 Meter weiter, auf der gleichen Verkehrsachse, wurde beschlossen, einen Verkehrsspiegel anzubringen. Die Begründung: Radfahrer müssten geschützt werden. Zum Schutz von Kröten sollten in der anderen Richtung Tunnel errichtet werden.
Selbst eine Höhenbeschränkung, die mit wenig Aufwand auch nur temporär installiert werden könnte, war nicht zu machen. Unserer Überzeugung nach hätte eine solche Lösung sicher für einen Verdrängungseffekt gesorgt. Eine solche Maßnahme wäre bei entsprechendem Willen sicherlich bezüglich Standort und Zeitraum mit den anliegenden Firmen und Landwirten abstimmbar gewesen.
Als Fazit bleibt: Von denen im Planungsausschuss anwesenden Politikern von Rot/Grün wohnt wohl keiner auf dem Ernteweg. Ähnliches haben die Anwohner der Johannesstraße in Delrath auch bezüglich der Verkehrsproblematik vor Ort erfahren.
Stadtbus gefährlicher als LKW?
Olaf Temp, Planungspolitiker des Zentrums kritisiert, dass bei Rot/Grün mit zweierlei Maß gemessen wird: „Am selben Tag ging es im Planungsausschuss auch um den Antrag, die Wiesenstraße zumindest für den ÖPNV wieder freizugeben. Dies lehnte Rot/Grün ab, weil dies zu gefährlich für die Radfahrer sei. Demgegenüber sind sind ganze LKW-Kolonnen offenbar ungefährlich für die Radfahrer in Dormagen – zumindest auf dem Ernteweg.“
Wir möchten an dieser Stelle Herrn René Schneider von der CDU und Herrn Hans Georg Döring von der FDP für ihre Beiträge während der Antragsdiskussion danken.
Fotos zur Situation
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Andrea Lohmeier
Quellen & weiterführende Links
- Facebook: Unser Post hierzu zum Kommentieren und Teilen
- Instagram: Unser Insta-Post zum Thema
- News: Unsere Haltung zur Problematik für Anwohner, Radfahrer & Fußgänger (21. Mär 2022)
- Antrag: Unerlaubten LKW-Verkehr auf dem Ernteweg effektiv unterbinden (22. Mär 2022)
- Presse: „Großer Ärger über Lkw-Verkehr“ (NGZ, 11. Mär 2022)
- Stadtrat: Der Antrag im Stadtrat Online System der Stadt Dormagen