Heute vor 72 Jahren wurde das „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland“ erlassen. Vier Frauen waren daran maßgeblich beteiligt. Eine der sogenannten „vier Mütter des Grundgesetzes“ war Helene Wessel vom Zentrum. Vor dem Engagement der mutigen Frauen in einer schwierigen, männerdominierten Zeit, kann man sich nur verneigen.
72 Jahre Grundgesetz (GG)
Im Nachkriegsdeutschland wurde am 23. Mai 1949 unsere „Verfassung“ erlassen. Das GG trat am Folgetag in Kraft. Unter vielen Männern waren auch vier Frauen an der Gestaltung unseres GG beteiligt: Elisabeth Selbert, Friederike Nadig, Helene Weber und Helene Wessel.
Gegen einige Widerstände setzen sie sich gemeinsam erfolgreich und parteiübergreifend dafür ein, dass der Gleichberechtigungsartikel explizit in das GG aufgenommen wurde. Alle vier Frauen haben später das Bundesverdienstkreuz erhalten.
Art. 3 Abs. 2, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“
Helene Wessel
Helene Wessel wurde am 6. Juli 1898 in Dortmund geboren (✞ 13. Oktober 1969, Bonn). Von 1915-1928 war sie Parteisekretärin der Zentrumspartei in Dortmund. 1924 schloss sie ihr staatliches Examen als Jugend- und Wirtschaftsfürsorgerin ab. Sie war eine der ersten Frauen in der deutschen Politik, die sich für den Schutz der Familie und die Gleichberechtigung der Frauen einsetze. Während ihrer Zeit als Mitglied des Preußischen Landtags (1928-1933), schrieb sie im Jahr 1930:
Frauen müssen sich in die staatsbürgerlichen Aufgaben bewusst und freudig einmischen.
Erste weibliche Vorsitzende einer deutschen Partei
Von 1949-1953 war Helene Wessel Mitglied des Deutschen Bundestags. Am 15. Oktober 1949 wurde sie auf dem 6. Parteitag der Deutschen Zentrumspartei zur Ersten Vorsitzenden gewählt. Damit ist sie die erste Frau in der deutschen Parteiengeschichte, die an der Spitze einer Partei stand.
Nach rund 40 Jahren Mitgliedschaft im Zentrum, trat Sie 1952 aus, gründete zunächst die GVP und trat später der SPD bei. 1965 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
Helene Weber
Helene Weber wurde am 17. März 1881 in Elberfeld geboren (✞ 25. Juli 1962, Bonn), war die älteste der „vier Mütter“. Sie gehörte zudem zu den ersten Studentinnen damals. Sie hat in Köln und Bochum studiert, sich in der Sozialarbeit engagiert und den Verein Katholischer Sozialbeamtinnen mitbegründet. 1911 trat sie in den Frauenstimmrechtsverband ein.
Sie war bereits 1919 politisch für das Zentrum aktiv, zunächst in der Weimarer Nationalversammlung, dann im Reichstag, wo sie ab 1927 den Fraktionsvorstand führte. Wie auch der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer wechselte sie später vom Zentrum zur neu gegründeten CDU und beteiligte sich ab 1945 beim Aufbau der neuen Partei. Die katholische Frauenrechtlerin gehörte von 1949 bis zu ihrem Tod dem Deutschen Bundestag an.
Ich habe immer den Menschen gesucht.
Friederike Nadig
Friederike (Frida) Nadig wurde 1897 in Herford geboren (✞ 14. August 1970, Bad Oyenhausen), sie trat 1916 in die SPD ein. Sie arbeite lange bei der Arbeiterwohlfahrt und war von 1949-1961 Abgeordnete im Deutschen Bundestag.
Elisabeth Selbert
Elisabeth Selbert war seit 1918 SPD-Mitglied, sie wurde 1896 in Kassel geboren (✞ 9. Juni 1986, Kassel). Sie studierte Jura und eröffnete 1934 eine Anwaltskanzlei in Kassel. Sie war unter anderem Stadtverordnete in Kassel (1946-1952) und Landtagsabgeordnete in Hessen (1946-1958).
Weiterführende Links & Downloads
- Facebook: Unser Post über 72 Jahre GG & Helene Wessel zum Teilen
- Instagram: Unser Insta-Post über 72 Jahre GG & Helene Wessel
- Bund: 70 Jahre Grundgesetz – Die Mütter des GG (Web, Abruf 10. Apr 2021)
- Bund: Broschüre zu den Müttern des GG (PDF, Abruf 10. Apr 2021)
- Bildquelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F020365-0009 / Patzek, Renate / CC-BY-SA 3.0
Über diese Reihe
In „Die Zahl der Woche“ teilen und diskutieren wir regelmäßig Daten, die unsere Stadt und Sie konkret als Dormagener BürgerInnen betreffen.